
Manche Tage sind einfach besser als andere und der letzte Mittwoch ist mal wieder ein sehr schönes Beispiel dafür, denn da habe ich einen schon lang erwarteten Umschlag in meinem Briefkasten vorgefunden. Was darin gewesen ist? Das verrate ich Euch nur zu gerne: das aktuelle Album der Band Sauber!, welches den – wie ich finde — sehr schmissigen Titel (noch) trägt.
Nun werdet Ihr sagen: „Sauber!? Von denen habe ich ja noch nie etwas gehört!“ und damit habt Ihr auch vollkommen recht. Handelt es sich bei diesem Album doch um das Erstlingswerk eines relativ neuen Quartetts. Wobei wir hier viel eher von einer Supergroup sprechen sollten, sind doch alle beteiligten Musiker mehr als alte Hasen im Musik-Business, die auch schon in diversen anderen (beliebten & erfolgreichen) Bands gespielt haben.
Da hätten wir zum Beispiel Georg Dybowski an der Gitarre, Markus Conrads am Kontrabass, Gregorio Mangano an der Trompete und zu guter Letzt Maik Ollhoff am Schlagzeug. Ein Line-up, was sich so schon einmal sehen lassen kann.
Die gemeinsame Liebe zum Jazz – und zu ihren Instrumenten – hat die vier Jungs letztendlich zusammengeführt und dies hört man auch in jedem der zehn Songs; also die tiefverwurzelte Liebe zur Musik und den Instrumenten.
Seien es nun die teilweise progressiv gespielten Gitarrenklänge, der handgezupfte Bass, die mal treibenden und dann wieder ruhigeren Drums oder die stets eingängig gespielte Sounds der Trompete. Jeder halt ganz einfach ein Meister seines Fachs.
Dieses Album ist daher schon jetzt ein Dauergast in meinem CD-Player und wird es wohl auch noch für sehr lange Zeit bleiben. Erscheinen die Stücke anfangs doch zum Teil sehr eingängig (aber nie simpel!), versteckt sich tief vergraben in jedem der Songs noch viel mehr. So viel, dass ich mir manchmal wünschte, ich hätte sehr viel mehr Ahnung von Musik. Denn ich bin mir sicher, diese vier Experten haben hier so manchen musikalischen Kniff versteckt, der mir als ahnungslosen Gelegenheits-Jazzer komplett verborgen bleibt.
Doch keine Angst! Es handelt sich bei diesem Langspieler keinesfalls um einen aus dem Genre des Hardcore-Jazz, wo jeder der Musiker vollkommen egoistisch nur sein eigenes Ding durchzieht und komplett rücksichtslos jede Form von Melodie oder Tonalität erstickt. Nein! Dieses Album hat zwar auch seine rotzigen Seiten, weiß aber über die komplette Spielzeit stets zu begeistern und nervig wird es absolut nie. Versprochen. Daher auch absolut für Einsteiger in das Jazz-Genre geeignet. Frei nach dem Motto: “Ich mag keinen Jazz, aber das gefällt mir!”
Als grobe Einordnung des Musikstils würden mir hier jetzt spontan Dave Brubeck, Chuck Mangione, Charles Mingus und teilweise ein klein wenig der frühe Carlos Santana einfallen. Jazz-Kenner würden mich jetzt vermutlich am liebsten verhauen, mangels Fachkenntnis kann ich es aber schlichtweg nicht besser einordnen. Kurzum, der Sound gefällt. Basta!
Ein paar Anspiel-Tipps hätte ich auch noch für Euch und diese lauten wie folgt:
Song Nummer 1 – „Lydian Steps“
Hört’s Euch einfach mal an und urteilt selbst. Ich sage nur drei Worte: Ganz! Großes! Kino!
Song Nummer 2 – „Für Matthias“
Dieser Song hat einen Basslauf, der bei mir für Gänsehaut auf dem Rücken sorgt. Man erwartet förmlich jeden Moment, dass Nina Simone die Bühne betritt und ihren Signature Song „My baby just cares for me“ zum Besten gibt.
Song Nummer 3 – „Little Gangster“
Ja, diesen Gangster sehe ich vor meinem geistigen Auge und dazu gleich den ganzen Cotton Club. Sehr atmosphärisch, sehr beschwingt. Cool!
Song Nummer 7 – „Harvest Time“
Dieser Song geht so gut vorwärts, den dürfte man eigentlich nur im Stehen hören. Sehr dominante Trompete. Laut, hart und super gut gespielt von Gregorio. Geht ins Blut.
Song Nummer 10 – „Buon Viaggio“
Ein weiterer Song, der von der Trompete dominiert wird, dabei aber auch eine Geschichte zu erzählen weiß. Dieser Song hätte sich meiner Meinung nach auch sehr gut als Opener des Albums geeignet, denn dann hätte der Hörer sofort gewusst, was ihn hier erwartet: lupenreinen Jazz vom Feinsten, virtuos und kraftvoll vorgetragen. Eine der Top-Empfehlungen von diesem Album. Echt wow!
Für den Fall, dass Ihr jetzt auf den Geschmack gekommen seid und ebenfalls eine physikalische Kopie dieses Tonträgers haben möchtet, verlinke ich Euch an dieser Stelle den Shop von Dybomusik. Dort wechselt dieser Langspieler für 15 Euro – inklusive Porto & Verpackung — jederzeit den Besitzer. Und ganz ehrlich? Besser als in LPs oder CDs kann man sein Geld doch gar nicht anlegen, oder?
CD: Sauber! — (noch) – 2022
Titeliste:
- Lydian Steps (7:08)
- Für Matthias (5:16)
- Little Gangster (4:33)
- A.B.C.D. (5:38)
- Another Day (4:10)
- Yellow And Blue (6:35)
- Harvest Time (4:38)
- Ronja (5:26)
- Goodbye Granny (4:47)
- Buon Viaggio (4:54)
Spielzeit: 53:05