Timeline

Wie der­einst Micha­el Chrich­tons Prot­ago­nis­ten, die er in seinem gleich­na­mi­gen Buch eben­falls in “Die Mitte der Zeit” ver­setzt hat, so durfte auch ich ein paar unver­gess­li­che Stun­den im Mit­tel­al­ter verbringen.

Die kleine Zeit­dif­fe­renz von knapp hun­dert Jahren — der Roman spielt im Jahr 1357 und das von mir besuch­te Heer­la­ger stellt die Zeit um 1250 dar — ist aber locker zu ver­nach­läs­si­gen, da damals eh alles viel gelas­se­ner und lang­sa­mer von­stat­ten ging. Neu­ent­wick­lun­gen waren nicht an der Tages­ord­nung und die Leute waren zufrie­den mit dem was sie hatten. Klingt gut? War es ver­mut­lich auch.

Unter­schlupf wurde mir bei den Har­den­ber­ger Fuhr­manns­leut gewährt, die, wie so viele andere Grup­pen auch, mit Ihrem Heer­la­ger am Mit­tel­al­ter­markt auf Burg Von­dern teil­ge­nom­men haben. An dieser Stelle sollte auch ein­fach mal erwähnt werden, dass ohne das große Enga­ge­ment dieser his­to­risch inter­es­sier­ten Ver­ei­ne, ein­fach kein geschei­ter Mit­tel­al­ter­markt zustan­de käme und das wäre nun wirk­lich schade. Von daher “Dan­ke­schön”.

So ein Besuch in einem Heer­la­ger, ist übri­gens etwas für alle Sinne. Der ganze Markt riecht nach Rauch aus den unzäh­li­gen Lager­feu­ern; ans Ohr drin­gen per­ma­nent metal­li­sche Klänge von den Häm­mern der Schmie­de und den Schwer­tern der Ritter; dem Auge bieten sich unent­wegt neue Ein­drü­cke; dem Geschmacks­sinn werden  außer­ge­wöhn­li­che Spei­sen feil­ge­bo­ten und selbst der Tast­sinn kommt nicht zu kurz, denn so man­cher Sche­mel ist unge­ho­belt und die alten Felle — auf denen man zu sitzen und zu schla­fen pflegt — können manch­mal schon arg krat­zig sein.

Gelernt habe ich in diesen Stun­den auch wieder eine ganze Menge, denn ich durfte zuse­hen wie mit Zun­der­pilz und rotem Feu­er­stein ein wär­men­des Lager­feu­er ent­zün­det wurde und der Zube­rei­tung eines mit­tel­al­ter­li­chen Gulasch­ge­richts durfte ich eben­falls bei­woh­nen. Unnö­tig zu erwäh­nen, dass Speiß und Trank mehr als groß­zü­gig mit mir geteilt wurden.

Über­haupt steht die Gast­freund­schaft stets an erster Stelle, denn immer­hin han­delt es sich bei den Fuhr­manns­leut im klas­si­schen Sinne ja um Han­dels­rei­sen­de, die umher­zo­gen um hier und dort Ihre Waren feil­zu­bie­ten und das geht halt mit aus­ge­spro­che­ner Freund­lich­keit um Längen besser. Das wusste man auch schon im Mittelalter.

Dass im Mit­tel­al­ter aber auch nicht alles eitel Son­nen­schein gewe­sen ist, dürfte jedem von uns aus den ein­schlä­gi­gen Buch- und Film­vor­la­gen schon bekannt sein. So gab es dann auch eine his­to­risch kor­rek­te Feld­schlacht zu sehen, in der Rit­ters­leut und Knappe zeigen konn­ten, was Schwert und Rüs­tung so drauf haben.

Wirk­lich gekämpft wurde dort natür­lich nicht, denn Rück­sicht­nah­me ist bei solch einer Ver­an­stal­tung obers­tes Gebot und geschärft sind die Klin­gen eben­falls nicht. Inter­es­sant und nett anzu­schau­en war diese gespiel­te Schlacht trotz­dem, denn alle Teil­neh­mer waren mit Feu­er­ei­fer bei der Sache.

Auf­grund der hoch­som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren war aber so man­cher Ritter froh, sich nach der Schlacht end­lich seiner Rüs­tung ent­le­di­gen zu dürfen. Der große Durst wurde aber anschlie­ßend mit einer ordent­li­chen Por­ti­on Bier, Met oder Wasser gestillt. Wobei nach Wasser wurde dann doch eher weni­ger verlangt :-)

Zusam­men­fas­send kann ich sagen, dass ich von den dort gewon­ne­nen Ein­drü­cke noch sehr lange zehren werde und eines ist eben­falls sicher, dass ich auch im nächs­ten Jahr wieder mit von der Partie bin.

Nach so viel ein­lei­ten­dem Text, darf der geneig­te Leser natür­lich auch ebenso viele Bilder erwar­ten und ich hoffe doch sehr, dass diese auch ein klein wenig zu begeis­tern wissen.

Mein ganz beson­de­rer Dank gilt an dieser Stelle den Mit­glie­dern der Har­den­ber­ger Fuhr­manns­leut, die alle­samt und ohne viel Feder­le­sens einer Ver­öf­fent­li­chung zuge­stimmt haben. Ohne die ganzen Por­traits und Impres­sio­nen aus deren Heer­la­ger, wäre dies eine wirk­lich arm­se­li­ge Foto­stre­cke gewor­den. Von daher — Dankeschön!

Und nun viel Spaß mit den Fotos ;-)

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