Wenn jemand im Alleingang Achttausender bestiegen und darüber hinaus auch noch die Antarktis, die Wüste Gobi und die Taklamakan durchquert hat, dann kann man bei dieser Person wahrlich von einer lebenden Legende sprechen. Genau solch eine „Legende“ war gestern Abend im Gasometer Oberhausen zu Gast und die Alpinisten unter uns wissen auch schon längst von wem hier die Rede ist: Reinhold Messner.
Ein Mann wie ein Berg, 1944 in Südtirol geboren, mittlerweile 73 Jahre alt und scheinbar kein bisschen müde. Einfach erstaunlich, mit was für einem Elan uns dieser Abenteurer und Weltenbummler auf seinen fast zweistündigen Vortrag mitgenommen hat. Und eines kann er nun wirklich: Erzählen!
Es war für mich faszinierend zu beobachten, wie er sein Publikum mit jeder Minute mehr gefesselt hat und die aufmerksamen Zuhörer an seinem Leben und Wissen teilhaben ließ. Und Reinhold Messner ist ja nicht irgendein Bergsteiger, denn immerhin hat er seit den 1970er Jahren das Bergsteigen stilistisch komplett verändert.
Wurden Berge in der Zeit davor nur in großen Expeditionen mit viel Infrastruktur und unter der Verwendung von Flaschensauerstoff bestiegen, bevorzugte er einen eher alpinistischen Stil ohne wochenlangen Aufenthalt am Berg, Fixseile und große Seilschaften. Er hat den Berg nicht „belagert“, sondern innerhalb kürzester Zeit bezwungen. Eine Taktik, die letztendlich auch sehr viele Vorteile mit sich bringt: kurzer Aufenthalt in der Todeszone (der Bereich über 7000 Höhenmeter, welcher beim Menschen die Höhenkrankheit auslöst), geringer Materialaufwand und kleine Gruppengrößen bis hin zum Alleingang.
Ergänzt wurde dieser mitreißende Vortrag durch bis dato in dieser Qualität ungesehenes Bildmaterial von den höchsten Bergen dieser Erde. Durch die DLR am Computer aus unzähligen Satellitenfotos generiert und durch geschickte Nachbearbeitung mit viel Leben versehen, versetzten einen diese Aufnahmen das eine oder andere Mal regelrecht ins Staunen. So hatte man die Bergwelt der Achttausender noch nie zuvor gesehen.
Das dafür zuständige Verfahren, welches technisch sehr aufwendig und hochkomplex ist, wurde im Vorfeld durch Nils Sparwasser, Abteilungsleiter am Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), in leicht verständlichen Worten erklärt und somit auch für den Laien greifbar und anschaulich.
Viele dieser Aufnahmen finden sich auch in dem Buch „m4: Mountains – die vierte Dimension“ wieder, welches im September 2016 im Malik-Verlag erschienen ist und für genau 50€ beim Buchhändler ihres Vertrauens erworben werden kann.
Resümierend kann man festhalten, dass Herr Messner sein Publikum mit diesem Vortrag — und den beeindrucken Bildern — den Bergen nähergebracht, hat als jemals zuvor. Sehenswert, empfehlenswert, mitreißend!
Anbei noch ein paar Momentaufnahmen des gestrigen Abends, welche jedoch bei Weitem nicht wiedergeben können, um was für eine beeindruckende Persönlichkeit es sich bei Reinhold Messner handelt.
Bis demnächst ;-)