“Stillgelegt“

Das heute so beschau­li­che Städt­chen Dins­la­ken in Nord­rhein-West­fa­len war im letz­ten Jahr­hun­dert eben­falls eine Hoch­burg der Koh­le­för­de­rung und der indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on. Auf der Zeche Loh­berg zum Bei­spiel, wurden über einen Zeit­raum von fast genau 100 Jahren, rie­si­ge Mengen an Kohle zu Tage geför­dert. Anfangs geschah dies nur zu dem Zweck, um ein eben­falls in Dins­la­ken gele­ge­nes Band­ei­sen­walz­werk immer mit aus­rei­chend Koks ver­sor­gen zu können.

Gegrün­det wurde dieses Berg­werk im Jahr 1905 durch Vor­stän­de von Thys­sen und einen soge­nann­ten Berg­as­ses­sor und schon im Jahr 1907 begann man mit dem Abteu­fen der Schäch­te 1 und 2. Es sollte jedoch noch wei­te­re fünf Jahre dauern, bis man im Jahr 1912 die ersten abbau­taug­li­chen Flöze erreicht hatte. Erst im Jahr 1914 konnte der regu­lä­re Betrieb mit einer kon­stan­ten För­de­rung von Kohle nach “über Tage” beginnen.

Man muss sich an dieser Stelle einmal vor Augen halten, dass von der Pla­nung bis zur ersten För­de­rung gut zehn Jahre ins Land gegan­gen sind. Das sind immer­hin zehn Jahre, in denen die Errich­tung der Schacht­an­la­ge wohl jede Menge Geld & Mate­ri­al gekos­tet hat, im Gegen­zug aber noch kei­ner­lei Ertrag erwirt­schaf­tet hat. Man muss damals also mit rie­si­gen Inves­ti­ti­ons­sum­men in Vor­kas­se gegan­gen sein, nur um ein ganzes Jahr­zehnt später die Früch­te ernten zu können.

Schlecht ange­legt war das Geld an dieser Stelle aber bestimmt nicht, hat sich diese Schacht­an­la­ge doch bis zum Ende des Jahres 2005 als sehr ertrag­reich erwie­sen. In der Nacht vor Sil­ves­ter 2005 war dann aber end­gül­tig „Schicht im Schacht“, denn zu diesem Zeit­punkt sind die letz­ten Berg­leu­te am Seil aus dem Schacht gefah­ren. Die Koh­le­pro­duk­ti­on auf dieser Zeche war somit eben­falls Geschichte.

Für mehr als 1.400 Kumpel bedeu­te­te dies übri­gens die Ver­le­gung auf eine andere Schacht­an­la­ge oder der Wech­sel in den Vorruhestand!

Im Sommer 2006  waren dann auch die letz­ten Raub‑, Ver­füll- und Dämm­ar­bei­ten abge­schlos­sen und fortan sollte nie wieder jemand die unter­ir­di­schen Schäch­te betre­ten. Als letzte Hand­lung wurden dann noch die soge­nann­ten Was­se­r­er­hal­tungs­pum­pen abge­schal­tet und die Schacht­an­la­ge damit der Zurück­er­obe­rung durch das Grund­was­ser und den Berg freigegeben.

Heute ist von der his­to­ri­schen Bau­sub­stanz leider nicht mehr so sehr viel erhal­ten. Es gibt noch ein Pfört­ner­häus­chen, einen Teil der Betriebs­ge­bäu­de und den För­der­turm von Schacht 2. Das För­der­ge­rüst von Schacht 1 wurde schon im März 2014 dem Erd­bo­den gleich gemacht und auch den För­der­turm von Schacht 1 hat man mitt­ler­wei­le seiner Seil­schei­ben und Schacht­ein­bau­ten beraubt. Kurzum, es zeugt heute nicht mehr sehr viel von der ehe­mals so ertrag­rei­chen Zeche am nord­west­li­chen Rand des Ruhrgebietes.

Das, was heute noch an Anla­gen­tei­len vor­han­den ist, habe ich ver­sucht für Euch im Foto fest­zu­hal­ten. Leider bin ich viel zu spät auf die Idee gekom­men, auch diese Zeche einmal zu foto­gra­fie­ren. Bilder vom För­der­ge­rüst Schacht 1 und weiten Teilen des ehe­ma­li­gen Betriebs­ge­län­des habe ich somit leider nicht für Euch im Gepäck. Einen (foto­gra­fi­schen) Aus­flug ist dieses Gelän­de aber alle­mal wert, zumal sich das Krea­tiv­quar­tier Loh­berg um eine sinn­vol­le Ent­wick­lung der Flä­chen bemüht.

Wei­ter­füh­ren­de Links:

[1] För­der­ver­ein “För­der­tür­me Loh­berg e.V.”
[2] RP Online – För­der­turm fällt. Das Ende einer Ära

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