
Wer kennt dies nicht? Zum Briefkasten geht man eigentlich immer mit gemischten Gefühlen, da einem die lebenslange Erfahrung gelehrt hat, dass dieser nicht jeden Tag nur mit Liebesbriefen gefüllt ist. Zumeist erwarten einen dort dann so unangenehme Dinge wie Rechnungen, Mahnbescheide, Strafzettel, Forderungen und sonstiger Unbill der modernen Gesellschaft.
So jedoch nicht heute! Denn diesmal hatte ich extrem angenehme Post in meinem Briefkasten. Wartete dort doch schon eine Sendung von Georg Dybowski auf mich. Einem befreundeten Künstler, den ich schon seit meiner Jugend kenne und sehr schätze. Georg, seines Zeichens Vollblutmusiker und der Gitarrist vorm Herrn, hat im vergangenen Herbst mit einem seiner Künstlerfreunde – dem Geiger Sebastian Reimann — eine neue CD aufgenommen. Und Ihr könnt es Euch bestimmt schon denken, in diesem Brief befand sich das neue Album von den beiden, welches auf den Namen „Once and Again“ hört.
“Once and Again” — ein Versprechen, welches ich den beiden an dieser Stelle nur zu gerne abnehme, weil auf weitere Alben dieses Duos freue ich mich schon jetzt. Doch weiter im Text ;-)
Aufgenommen haben die beiden, welche dem aufmerksamen Leser dieses Blogs übrigens schon längst keine Unbekannten mehr sein dürften, den aktuellen Langspieler am 22.10.2018 im Kammerkonzertsaal Bottrop. Das Ganze übrigens Live, in einem Rutsch und ohne jegliche Overdubs. Dies ist, wie ich finde, eine ganz schön stramme Leistung, welche man selbst als Profimusiker erst einmal abliefern muss. Chapeau!
Den Käufer dieser CD erwarten neun wirklich gelungene Stücke, jedes für sich einzigartig und — bis auf den grandiosen Opener “Dawg Funk” — stets eine Eigenkomposition der beiden Musiker. Hier wird also nicht im großen Umfang gecovert oder ausgeborgt, sondern fast ausschließlich nur eigenes Material mit ganz viel Tiefgang und Hintergrund geboten.
So erinnert zum Bespiel das Stück Nr. 3 „Blues für Jens“, an den im Sommer 2014 viel zu früh verstorbenen Jens Taken, der bis 2011 auch ein fester Bestandteil der Combo ChamberJazz gewesen ist. Ein ganz ähnliches Thema greift Sebastian im siebten Stück auf. Dieser Titel, der schlicht und ergreifend „Don Leonardo“ heißt, soll eine Danksagung und Erinnerung an den eigenen Vater sein. So ganz nebenbei erwähnt, einer meiner absoluten Favoriten und Anspiel-Tipps dieser CD.
Überhaupt kommt die Familie hier scheinbar nicht zu kurz, ist Titel Nr. 6 – „Frau Ute“ – ganz offensichtlich der Frau von Georg gewidmet und Lied Nr. 9 – „Mika’s Groove“ – seinem quirligen Sohn. Einem von dreien ;-)
Doch auch die eigenen Vorlieben der Musiker kommen keineswegs zu kurz. Der Track „Café Noir“ drückt die Liebe zu einer gepflegten Tasse Kaffee einfach mal musikalisch aus. Schöner kann man diesem morgendlichen Wachmacher nicht huldigen, als mit diesem Song.
Hervorzuheben ist auch die grandiose Ton-Qualität dieser CD, woran sicherlich nicht zuletzt auch die gelungene Aufnahme im Kammerkonzertsaal einen großen Anteil trägt. Meiner Meinung nach spielt diese CD ihr volles Potential eh erst so wirklich dann aus, wenn man sie sich über ein Paar guter Kopfhörer zu Gemüte führt. Auf einmal hört man gezupfte und nachschwingende Gitarrensaiten, dass leichte Kratzen des Bogens auf der Violine und nach dem Spiel komplexer Passagen kann man auch durchaus schon mal ein entspanntes Auf- bzw. Durchatmen der Musiker vernehmen. Geschulte Ohren vorausgesetzt.
Kurzum, ein Hochgenuss für den Freund von „unplugged“ vorgetragener Musik und eine ganz klare Kaufempfehlung meinerseits.
„Kaufen“ ist übrigens ein gutes Stichwort: gekauft werden kann diese CD ab sofort direkt bei den beiden Künstlern oder bei Amazon (kein Affiliate-Link!) zum Preis von ca. 17 Euro.
CD: Georg Dybowski & Sebastian Reimann – „Once and Again“ – 2019
Trackliste:
- Dawg Funk
- Merci
- Blues für Jens
- Lydisch für Lutz
- Café Noir
- Frau Ute
- Don Leonardo
- Once and Again
- Mika’s Groove
Spielzeit: 42:56
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